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WEIHNACHTENEIHNACHTEN
Spaziergang an Heiligabend
Es war Heiligabend und nachts lief er uns voraus. Ihm machte verlegen. Schmunzelnd wünsch-
hatte es heftig geschneit. Als es offensichtlich Spaß, mit sei- ten wir uns frohe Weihnachten.
ich morgens aus dem Fenster nen kurzen Beinen durch den Die Sonne, die sich bisher
schaute und unsere Weihnachts- hohen Schnee zu laufen. versteckt hatte, kam hervor und
tanne im Garten erblickte, war Die Straßen waren wie leerge- sorgte für eine weitere Belebung
ich überwältigt. Gestern Abend fegt. Aus den Häusern hörte man der weihnachtlichen Stimmung.
hatte ich sie noch mit Lichtern Kinderlachen. Ihre Weihnachtslie- Plötzlich sprangen zwei Rehe
geschmückt und nun präsen- der, begleitet auf der Blockfl öte, über unseren Weg. So leicht und
tierte sie sich mit dick verschnei- klangen wie Gesang von klei- leise, dass sogar unser Hund
ten weißen Ästen, aus denen die nen Engelschören. Wir blieben nur still zuschauen konnte.
Lichter nur so funkelten, ergrei- stehen und lauschten. Offenbar Doch noch nicht genug. In
fend schön. Schnee hatte schon hatte das Christkind hier schon der Ferne hörten wir Glöck-
immer eine bezaubernde Aus- seine Geschenke abgegeben. chen klingen, die immer näher
strahlung auf mich und Schnee Der Geruch von Lebkuchen, kamen. Ein von zwei Pferden
an Weihnachten war noch ein- gemischt mit Duft vom Weihnachts- gezogener Schlitten rauschte
mal eine Stufe faszinierender. braten, stieg uns in die Nase. Mein an uns vorbei, wie aus einem
Mittags mahnte meine Mut- Vater schmunzelte und sagte: „Das Märchenfi lm. Für uns wurde
ter meinen Vater und mich: ist die berühmte Festtagsmischung.“ es nun Zeit umzukehren.
„Denkt an euren Spaziergang.“ Wir führten Gespräche, zu
So machten wir uns dann denen wir das ganze Jahr nicht
frohgemut und der Tradition gekommen waren. So kamen wir
gehorchend auf den Weg. zu einer kleinen Fichtenschonung,
Nur unserem Dackel Trixi ein junger Mann kam uns ent-
fehlte die rechte Lust. Doch gegen, ein kleines Tannenbäum-
auf unser gutes Zureden hin chen in der Hand, und lächelte barbara Rüth
Foto: pixabay.com
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