Page 13 - Jahresringe 117
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                       Spaziergang an Heiligabend




      Es war Heiligabend und nachts        lief er uns voraus. Ihm machte       verlegen. Schmunzelnd wünsch-
      hatte es heftig geschneit. Als       es offensichtlich Spaß, mit sei-     ten wir uns frohe Weihnachten.
      ich morgens aus dem Fenster          nen kurzen Beinen durch den             Die Sonne, die sich bisher
      schaute und unsere Weihnachts-       hohen Schnee zu laufen.              versteckt hatte, kam hervor und
      tanne im Garten erblickte, war          Die Straßen waren wie leerge-     sorgte für eine weitere Belebung
      ich überwältigt. Gestern Abend       fegt. Aus den Häusern hörte man      der weihnachtlichen Stimmung.
      hatte ich sie noch mit Lichtern      Kinderlachen. Ihre Weihnachtslie-    Plötzlich sprangen zwei Rehe
      geschmückt und nun präsen-           der, begleitet auf der Blockfl öte,   über unseren Weg. So leicht und
      tierte sie sich mit dick verschnei-  klangen wie Gesang von klei-         leise, dass sogar unser Hund
      ten weißen Ästen, aus denen die      nen Engelschören. Wir blieben        nur still zuschauen konnte.
      Lichter nur so funkelten, ergrei-    stehen und lauschten. Offenbar          Doch noch nicht genug. In
      fend schön. Schnee hatte schon       hatte das Christkind hier schon      der Ferne hörten wir Glöck-
      immer eine bezaubernde Aus-          seine Geschenke abgegeben.           chen klingen, die immer näher
      strahlung auf mich und Schnee           Der Geruch von Lebkuchen,         kamen. Ein von zwei Pferden
      an Weihnachten war noch ein-         gemischt mit Duft vom Weihnachts- gezogener Schlitten rauschte
      mal eine Stufe faszinierender.       braten, stieg uns in die Nase. Mein   an uns vorbei, wie aus einem
         Mittags mahnte meine Mut-         Vater schmunzelte und sagte: „Das    Märchenfi lm. Für uns wurde
      ter meinen Vater und mich:           ist die berühmte Festtagsmischung.“  es nun Zeit umzukehren. 
      „Denkt an euren Spaziergang.“           Wir führten Gespräche, zu
         So machten wir uns dann           denen wir das ganze Jahr nicht
      frohgemut und der Tradition          gekommen waren. So kamen wir
      gehorchend auf den Weg.              zu einer kleinen Fichtenschonung,
         Nur unserem Dackel Trixi          ein junger Mann kam uns ent-
      fehlte die rechte Lust. Doch         gegen, ein kleines Tannenbäum-
      auf unser gutes Zureden hin          chen in der Hand, und lächelte                     barbara Rüth




































      Foto: pixabay.com







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