"SALZ & ERDE“
Vier internationale Keramikerinnen – fünf Brennöfen
16.10.2021 - 16.01.2022
Ende September fand am Institut für Künstlerische Keramik und Glas der Hochschule Koblenz ein Salzbrand im historischen Westerwälder Kannofen statt. Dieser Brennofen, einer der letzten seiner Art, wurde 1929 für die Werkstatt von Elfriede Balzar-Kopp gebaut. Sie betrieb ihn bis 1961. Nachdem das Land Rheinland-Pfalz 1989 das Gelände für die Gründung eines keramischen Kunstinstitutes erwarb, wurde der Ofen in unregelmäßigem Turnus genutzt. Um den 2016 erworbenen Status des
Immateriellen Kulturerbes zu festigen, legten die Stadt und Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, das IKKG und das Keramikmuseum einen zweijährig wiederkehrenden Kannofenbrand vertraglich fest.
Für den 15. Kannofenbrand lud nun das Keramikmuseum Westerwald vier international bekannte
Keramikerinnen zur Teilnahme ein.
Lisa Hammond aus London, Anne Mette Hjortshøj von der Insel Bornholm, Susanne Lukács-Ringel von der Schwäbischen Alb und Iris Schöne aus der Oberlausitz stellen alle schon seit Jahrzehnten Objekte im holzbefeuerten Salzbrand her und haben sich damit weltweit Anerkennung erworben.
Aus Interesse und Experimentierfreude, wie so ein echter Westerwälder Kannofen ihre Gefäße prägen würde, schickten sie ihre geschrühte Ware nach Höhr-Grenzhausen. Die Ergebnisse werden nun im Rahmen einer Ausstellung präsentiert. Gleichzeitig sind zum Vergleich Werke aus ihren heimischen Öfen zu sehen. Es sind also nicht nur Werke von vier Künstlerinnen, sondern gleichzeitig Objekte aus fünf Brennöfen zu sehen. Im breiten Spektrum der Keramik ist das Zusammenspiel zwischen Feuer und Erde nirgends so unvorhersehbar und gleichzeitig im Ergebnis so sichtbar, wie beim holzbefeuerten Brand. Jede der Keramikerinnen hat im Laufe der Zeit ihren eigenen Weg des
Brennens gefunden und alle vier heben unterschiedliche Eigenschaften und Qualitäten des Salzbrandes hervor.
So zeigen die Gefäße der beiden deutschen Künstlerinnen Iris Schöne (D, 1971) und Susanne Lukács-Ringel (D, 1963) Oberflächen in Kobaltblau, die durch die Wahl des Tones und der eigenen Handschrift aber sehr verschieden sind. Die gemalten Dekore von Iris Schöne strahlen eine Heiterkeit aus. Für diese Ausstellung stellte sie großgedrehte Zylindervasen her.
Das Wirbeln der Asche und der Tanz der Flammen im Ofen haben ihre Spuren auf den Oberflächen ihrer einfachen Formen
hinterlassen. Zusammen mit den spielerisch gemalten Pünktchen und Linien zeigen die Gefäße eine Freude am Handwerk.
Der von Fred Olsen gebaute Ofen von Susanne Lukács-Ringel besitzt zwei Brennkammern, die ihrer Keramik eine unterschiedliche Ästhetik verleihen. So verwendet sie gleichzeitig zwei verschiedene Techniken, mit den seit Jahrhunderten feuerfestes Gebrauchsgeschirr hergestellt wurde. In der ersten Kammer spielen Asche und Feuer die Hauptrolle, in der zweiten das Salz. Letzteres verleiht den Objekten einen edlen Hauch. Die Oberfläche der Teekannen, Dosen und Flaschen mit feinen
Ritzungen und zarte Pünktchen bekommen durch den Brand eine subtile und lebendige Ausstrahlung.
Wie Susanne Lukács-Ringel ist auch Lisa Hammond (GB, 1956) aus London von der japanischen Teekeramik inspiriert. Besonders die Shino-Glasuren haben es ihr angetan, die oft nur aus zwei Zutaten bestehen und erst beim Brennen ihren Farb- und Strukturreichtum entfalten. Hammond setzt die schöpferische Kraft von Feuer und Salz gezielt ein. Die Formen ihrer Gefäße hält sie bewusst einfach, damit Material, Brand und Künstlerin gleichermaßen Einfluss auf das Ergebnis haben. Die Oberflächen strahlen eine beeindruckende Energie und Spontanität aus und sind ein klares und zeitgemäßes Bekenntnis zum Salzbrand.
Zeitgemäß ist auch die Art und Weise, wie Anne Mette Hjortshøj (DK, 1973) die Rohstoffe für ihre Arbeiten auswählt. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit nur lokale Materialien zu verwenden und so ist sie immer auf der Suche nach heimischen Bodenschätzen. Sie benutzt nicht nur den Bornholmer Ton, sondern wandelt auch Kaolin, Feldspat, Quarzsand, Granit und Kalkstein aus der unmittelbaren Umgebung ihrer Werkstatt in subtile Glasuren um.
Sie sieht sich selbst als Teil der Bornholmer Keramikgeschichte und drückt in der Arbeit ihren Respekt vor dieser Tradition aus. Dazu lässt sie sich für die Gestaltung der Oberflächen von Naturerfahrungen in ihrer Heimat inspirieren.
Auch sie benutzt einen Zweikammerofen, der von Fergus Stewart aus Schottland entworfen wurde. Die Arbeiten der vier Keramikerinnen werden bis zum 16. Januar 2022 in einer Verkaufsausstellung im Keramikmuseum Westerwald gezeigt.