Familiennamen sind geschichtliche Zeugnisse
Heimatkundlertreffen in Hachenburg: Prof. Dr. Jürgen Udolph referierte
Sein Thema diesmal: „Familiennamen des Westerwaldes – woher kommen und was bedeuten unsere Familiennamen?“. Prof. Udolph leitet das Zentrum für Namensforschung in Leipzig und ist zudem bekannt geworden durch seine regelmäßigen Beiträge im Südwestfunk. Er besticht nicht nur durch sein enormes fachliches Wissen, sondern auch durch die unterhaltsame Art und Weise, in der er seine Forschungsergebnisse vorträgt.
Organisiert wurde die diesjährige Tagung erstmals von Andreas Weidenfeller, der damit die Nachfolge von Aloisius Noll antrat. Weidenfeller führte auch durch das Programm und sagte als ersten Redner den Ersten Kreisbeigeordneten Kurt Schüler an. Schüler überbrachte die Grüße von Landrat Achim Schwickert und freute sich über die große Resonanz, die dieses Treffen immer wieder erfahre. Besonders erfreulich sei, dass auch viele Besucher aus den Nachbarkreisen an diesem Erfahrungsaustausch teilnehmen. Für Prof. Udolph ist die Namenskunde ein ganz spannendes Forschungsfeld. Neben den Vornamen und den Ortsnamen, sind die Nach- bzw. Familiennamen wichtige Zeugnisse der Zeitgeschichte.
Es gibt momentan rund eine Million Namen in Deutschland. Entstanden sind sie etwa ab dem 16. Jahrhundert; allerdings lokal sehr unterschiedlich. Namen kommen aus der Sprache. Und genau, wie sich unsere Sprache fast minütlich verändert, so verändern sich auch die Namen, ohne das die Menschen dies direkt bemerken. Die Ursprünge reichen ins Gotische zurück, das Teil einer indogermanischen Sprachfamilie war. Diese Sprache ist allerdings aus heutiger Sicht für Laien völlig unverständlich. Erst aus dem Mittelhochdeutschen (ab etwa 1150) lassen sich Wörter erkennen. Die heutigen Nachnamen sind vornehmlich aus vier Gruppierungen abgeleitet: Rufnamen, Herkunft, Beruf und Übernamen.
Nicht alle Namen sind zu erklären. Das, so Jürgen Udolph, liegt auch daran, dass Wörter sterben und so in Vergessenheit geraten. Über moderne computergestützte Kartierungen ist es in den meisten Fällen möglich den Herkunftsbereich eines Namens europaweit zu belegen. Anhand der Beispiele Noll, Weidenfeller, Schimmelpfennig, Hehl oder Meutsch erklärte Prof. Udolph einige Westerwälder Nachnamen. Das regionale Unterschiede prägend sind, wurde am Beispiel Stellmacher (Norddeutschland) und Wagner (Süddeutschland) belegt. Im Anschluss an diesen Vortrag wurden aus dem Kreis der Teilnehmer verschiedene lokale Initiativen vorgestellt (Geologie, Schulchroniken, Westerwald-Touren, Landschaftsmuseum und Gesellschaft für Heimatkunde). Mit einem gemeinsamen Mittagessen klang die Veranstaltung aus.